Ja, ich habe meine Umstellung auf vegane Ernährung tatsächlich sehr spontan und plötzlich durchgeführt.
Der Hintergrund
Ich war schon eine Weile pescetarisch unterwegs, mit sehr wenigen fleischlichen Ausnahmen (mal bei Besuch z.B.), aber noch vor ca. sechs Monaten habe ich zu meinem Mann gesagt: “Also vegan könnte ich nicht.”
Ich hatte immer die Vorstellung, dass man dann auf totaaaal viel verzichten muss. Die Ernährung ganz umständlich neu gestalten, alles wird teurer, komplizierter und schmeckt auch schlechter.
Und erst das Backen! Oh Gott, das wird doch total dröge oder man muss mit tausend seltsamen Zutaten rumhantieren. Konnte ich mir nicht vorstellen.
Außerdem wir sind hier zu viert in der Familie, wie soll das denn klappen? Muss ich dann drei verschiedene Gerichte kochen, ist der Kühlschrank vollgestopft mit “normalen” und veganen Zutaten, Aufschnitt, Milch, Saucen usw.?
Der Ist-Zustand
Meine Tochter ist schon seit einiger Zeit vegetarisch unterwegs. Sie hatte, seitdem sie 14 ist, immer mal wieder vegetarische Phasen, aber diese wurden dann nach einer Weile wieder unterbrochen. Nun ist sie aber seit ca. einem Jahr dabei.
Mein Mann und mein Sohn sind nach wie vor Allesesser, aber die beiden sind super offen für alles und probieren alles aus. Wofür ich echt dankbar bin ❤️
Die Anstoß für die Umstellung auf vegan
Meine Umstellung geschah Ende März an einem Samstag morgen. Ich hatte Hühnerhaltung gegoogelt, weil ich dachte, och, so ein paar Hühner im Garten wäre vielleicht eine schöne Idee.
Ich bin dann auf der Seite für Hühnerhilfe gelandet und dort auf einem Bericht über die Zustände in einem Hof.
Danach habe ich sofort beschlossen, ich esse keine Eier mehr und von da ging es dann direkt weiter zu: Ich esse gar nichts mehr vom Tier. Wirklich von heute auf morgen.
Es war, als sei mir ein Vorhang vor dem Gesicht weggezogen worden. Natürlich weiß man irgendwie so diffus, dass die Massentierhaltung schlimm ist und hat auch so nebenbei vielleicht schon mal den ein oder anderen Bericht gesehen. Aber wir Menschen sind halt gut im Verdrängen und das habe ich auch gemacht.
Ich habe tatsächlich gedacht, wenn ich Bio Eier und Bio Milch kaufe, sei das schon okay. Dass ich aber weiterhin andere Molkereiprodukte ganz normal gekauft habe, habe ich dabei völlig ignoriert. Abgesehen davon, dass auch Bio Produkte in Bezug auf Tierwohl keineswegs okay sind. Leider.
Und nun kann ich es nicht mehr ungesehen machen, aber das will ich auch gar nicht.
Und wie läuft es nun in der Familie mit 4 unterschiedlichen Essern?
Bei uns super gut. Wie schon oben erwähnt, sind alle in der Familie sehr offen und probieren alles aus.
Trotzdem will ich nicht verschweigen, dass es manchmal auch ein wenig kompliziert werden kann. Aber eigentlich hatten wir diese “Probleme” auch schon, als wir alle noch Omni gegessen haben.
Meine Tochter mag keine Hülsenfrüchte, keine Aubergine, an Tofu kommt sie gerade langsam ran. Update: Sie liebt Tofu inzwischen und isst Linsensuppe, wenn sie gut püriert ist.
Mein Sohn mag keine Champignons, gekochten Paprika/Tomaten, Auberginen, Zwiebeln (ganz klein geschnitten und gut gegart, isst er sie).
Mein Mann isst alles. Als Italiener isst er eh viel Gemüse und kennt das aus seiner Familie gar nicht anders, dass auch zum Fleisch immer viel Gemüse dazu kommt.
Wir hatten es eigentlich von klein auf so gehalten, dass wenn nur ein, zwei Zutaten enthalten sind, die Kinder sich das entsprechend rauspulen.
Also wenn es eine Gemüsepfanne gibt, schneide ich z.B. Auberginen entsprechend groß und die Kids legen die Stücke zur Seite, bzw. geben sie uns.
Dinge, die gar nicht gemocht werden, wie z.B. Erbsensuppe oder Linsendal (meine Tochter), gibt es dann entweder, wenn sie nicht da ist oder es gibt dann eine Alternative für das entsprechende Kind.
Manchmal bereite ich die Sauce zu – gerade gabs es ein Tikka Masala – und das Gemüse wurde separat zubereitet, so konnte sich jeder seinen Teller mit dem füllen, was er/sie mochte.
Aber das kommt eher selten vor, größtenteils wird einfach rausgefischt oder gekocht, was alle mögen.
Seit der Umstellung habe ich viele neue Dinge ausprobiert. Ich hatte früher immer eine Abneigung gegen Tofu, obwohl ich es nie probiert hatte.
Das war in meinem Kopf einfach immer so ein Öko-Ding (ja, ich weiß, völlig bescheuert, keine Ahnung, wo das herkam). Inzwischen mögen wir ihn alle.
Ersatzprodukte: Ja oder Nein?
Zu Beginn der Umstellung habe ich noch mehr Ersatzprodukte gekauft. Das hat mir das Ganze erleichtert. Ich konnte weiterhin “Frischkäse” und Schmand essen. Das war mir am Anfang noch sehr wichtig. Inzwischen esse ich sowas kaum noch.
Fleischersatzprodukte kaufe ich eher wegen dem Rest der Familie. Mir persönlich fehlt es nicht. Aber ich war bei Fleisch schon immer sehr mäkelig und hatte auch ganz spezielle Anforderungen. Fett durfte nicht dran sein, immer alles schön mager oder halt Hack, sodass man gar nicht mehr sah, was drin war.
Ich habe mit meinem Sohn einen Blindtest zum Thema Chicken Nuggets gemacht. Ergebnis: Er dachte, die veganen Nuggets seien die mit Fleisch gewesen und mochte die auch lieber. Fand ich echt cool.
Ich habe zu Beginn verschiedene Produkte ausprobiert:
- Frischkäse-Ersatz (ich mag Oatly und Green Heart am liebsten)
- vegane Wurst (Rügenwalder hat gute Sorten)
- Burger Patties (Vegetarian Butcher (ich mag den Crispy Chicken gern), Blockhouse und Beyond Meat kommen bei der Familie gut an)
- Jogurt (Sojajogurt Mango von Penny ist lecker, finde ich, zum Kochen und Backen nehme ich Alpro Soja und mein Sohn liebt Alpro Pudding)
- Nuggets (Rügenwalder sind hier am beliebtesten bisher)
- Hack (noch keins gefunden, das mich komplett überzeugt hat, oft seltsamer Nachgeschmack) Update: wir mögen inzwischen am liebsten Sonnenblumenhack oder gekrümelten Tofu.
- Sahne (Alpro oder Eigenmarken)
- Käse auf Brot (Simply V oder Bedda schmecken uns am besten)
- Käse zum Schmelzen (Vio Life Pizzamischung finde ich am besten für Sandwich u.ä., für Pizza gehr er auch, aber habe ich leider noch nichts gefunden, das mich komplett überzeugt. Das Einzige, was ich bisher vermisse!)
- Eiersalat von Popp, ich liebe ihn! Inzwischen gibt es ihn auch von Eigenmarken, aber wir machen ihn jetzt selbst.
- Bacon (geräucherter Tofu von Taifun kommt geschmacklich extrem nah an Bacon ran, die Konsistenz ist nicht 100% genauso, aber ich finde ihn mega)
- usw.
Dann habe ich immer alle Familienmitglieder gefragt, ob es schmeckt, bzw. ob es ihnen genauso gut schmeckt, wie das tierische Äquivalent. War das der Fall, wurde auf vegan umgestellt. Alles doppelt kaufen möchte ich nicht und wenn alle mit der pflanzlichen Variante zufrieden sind, ist das doch perfekt.
Wir haben immer noch einige tierische Produkte im Kühlschrank, die sich vor allem mein Sohn wünscht: Hähnchenbrustaufschnitt, Sucuk und Gouda (er liebt es gerade, sich Sandwiches im Sandwich-Maker zu machen). Eine Weile wollte er weiterhin Kuhmilch haben, um sich Kakao zu machen. Inzwischen mag er auch fertigen Kakao mit Sojamilch. Hafermilchkakao schmeckt ihm nach wie vor nicht.
Manchmal Eis (bestimmte Sorten). Bei Knabberkram essen die Kids und mein Mann auch weiterhin Produkte mit tierischen Inhaltsstoffen wie Schokolade oder bestimmte Chipssorten. Aber das Sortiment wird ja auch immer größer und es wird immer einfach, sich vegan zu ernähren.
Ansonsten haben wir größtenteils umgestellt. Pflanzliche Milch trinken wir schon seit knapp 2 Jahren. Das hatte sich mal so ergeben. Unterwegs essen alle, was sie wollen und mein Mann und unser Sohn bestellen sich dann auch Fleischgerichte, wenn sie Bock drauf haben. Das ist für mich auch okay, die müssen alle selbst wissen, was sie essen möchten, aber ich möchte es selbst nicht mehr so gern zubereiten.
Mein Mann kocht auch 1-2x/Woche und ich habe ihm gesagt, dass es für mich okay ist, wenn er dann Fleisch zubereiten möchte. Aber er ist gar nicht mehr so scharf drauf und probiert auch gerne neue Rezepte aus. Er hat eine super leckere vegane Spagetti Carbonara gemacht, die soooo gut war! (Kommt auch demnächst auf den Blog).
Zum Muttertag hat meine Tochter mir ein geniales veganes Frühstück mit French Toast gemacht. So toll und lecker! Zum Geburtstag gab es eine Torte von ihr. Die war total gut und man hätte sie jedem vorsetzen können, ohne das jemand was gemerkt hätte. Sie liebt Kochen und Backen und macht das auch richtig gut!
Inzwischen habe ich auch meine Vorurteile bzgl. des veganen Backens überwunden. Meine veganen Muffins sind so einfach und lecker und bisher ist es noch niemandem aufgefallen, dass die vegan sind. Auch der Apfelkuchen mit Zimt, den ich schon seit Jahren regelmäßig gebacken habe, hat die Umstellung auf vegan super mitgemacht und schmeckt immer noch herrlich.
Kinder aufklären
Ich habe von meinen Kindern übrigens “verlangt”, dass sie sich ein Video (ohne zu fiese Bilder, bzw. mit Warnung), zur Milchindustrie anschauen. Die beiden sind knapp 14 und knapp 17 und sollen die Entscheidung, was sie essen möchten schon bewusst treffen und nicht – wie ich ewig- einfach die Tatsachen verdrängen/nicht wahrhaben/sich nicht informieren.
Was sie danach machten, war dann deren Entscheidung. Ich schaue sie jetzt auch nicht immer traurig oder vorwurfsvoll an, wenn sie ein Milcheis oder ein Schnitzel essen :-D Das ist aber ein Schritt, die man individuell für sein Kind überlegen und handhaben muss. Wären meine Kinder noch jünger oder unreifer, hätte ich das vermutlich anders gehandhabt.
Mein Fazit und Tipps
Für mich war die Umstellung auf pflanzliche Ernährung wirklich einfach und unkompliziert. Es gibt heutzutage eine solche Fülle an tollen Produkten, die wirklich super schmecken.
Fleisch fehlt mir null und auch bei anderen früheren Lieblingsprodukten habe ich bisher keine Sehnsucht. Bei mir ist im Kopf einfach ein Schalter umgelegt worden.
Im Mai waren wir in Italien bei den Eltern meines Mannes und ich hatte vorher noch gesagt: “Naja, wenn ich da mal ne Pizza mit normalen Käse essen möchte, dann mach ich das halt auch.” Dort wollte ich das dann aber gar nicht.
Ich habe aber letztes Jahr im Urlaub einige vegetarische Dinge probiert/gegessen. (Fleisch und Fisch ist für mich komplett vorbei, da kann ich gefühlsmäßig nicht mehr ran.) Einfach, weil es örtliche Spezialitäten waren und ich sie mal probieren wollte. Ich weiß, dass jetzt viele Veganer aufschreien und das kann ich auch verstehen. Aber für mich passt das. Zu Hause halte ich mich so ziemlich 100%ig an vegane Lebensmittel und im Urlaub oder bei besonderen Anlässen esse ich auch vegetarisch, wenn es entweder vegan sehr schwierig wäre oder ich etwas super gern probieren möchte und die Gelegenheit sonst nicht mehr bekomme.
Aber im Endeffekt muss jeder seinen Weg für sich finden. Selbst entscheiden, inwieweit man diesen Weg gehen möchte, wie “streng” man sein will etc. Jeder Schritt zählt, finde ich. Man sollte sich auch nicht die ganze Zeit überlegen, was man nun alles nicht mehr essen “darf” (in meinem Fall ist es ein will), sondern was man dazu gewinnt. Ich habe so viele neue Rezepte ausprobiert, viele Zutaten getestet und ganz anders kombiniert als früher. Ich wurde kreativer und unser Essverhalten hat auf jeden Fall davon profitiert.
Bei der Gestaltung meiner Rezepte hilft mir die “Grain, Green, Bean” Formel, von der ich bei Bevegt das erste Mal gehört habe. Zu jeder Mahlzeit sollte demnach ein Teil Grain, also Getreide (Kartoffeln und Süßkartoffeln zählen auch dazu), ein Teil Green (also Gemüse oder auch Obst) und ein Teil Bean (Hülsenfrüchte und Nüsse) gehören.
Das hat mir schon oft geholfen und mich auf tolle neue Kombinationen gebracht. Vor einigen Monaten hätte ich meinen bunten Salat wahrscheinlich nicht mit weißen Bohnen aufgepeppt. Wir essen ausgewogener und mir geht es super damit. Ich habe abgenommen, habe kaum noch Heißhunger und fühle mich wacher und nicht mehr so dauerschlapp.
Ich glaube, man sollte sich auch davon lösen, dass man für alles einen veganen Ersatz “braucht”. Man sollte offen bleiben und nicht erwarten, dass alles genauso schmeckt wie vorher. Das heißt aber nicht, dass es schlechter schmeckt.
Einige Dinge lassen sich wirklich absolut problemlos ersetzen. Ich glaube ja, je mehr verarbeitet das tierische Produkt (Nuggets, Wurst…), desto einfacher ist es, das pflanzlich nachzubauen. Aber Dinge wie Steak sind dann ein anderer Schnack. Mir fehlt es nicht, aber ich war nie ein großer Fan davon, daher hab ich leicht reden.
Grundsätzlich ist mein Tipp: Bleib offen für alle neuen Dinge und teste neue Zutaten und teste dich durch die Ersatz-Produkte, wenn du da Interesse dran hast – jeder hat einen anderen Geschmack und nur weil ein Käse-Ersatz dir nicht schmeckt, heißt das nicht, dass sie alle nicht schmecken.
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Mein liebstes veganes Basis Rührteigrezept
Fluffige und einfache vegane Muffins
Zutaten
Muffins
- 250 ml Sojamilch
- 1 TL Apfelessig
- 250 g Mehl
- 2 TL Backpulver
- 0,5 TL Natron
- 1/4 TL Salz
- 140 g Zucker
- 80 ml Rapsöl
- Saft und Schale von 1 Zitrone optional
Zuckerguss
- 100 g Puderzucker
- 5-6 TL Zitronensaft oder Wasser
Zubereitung
- Heizen deinen den Ofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vor und bereite ein Muffinblech **(Affiliate Link) vor. Ich nehme gern Papiereinförmchen, aber du kannst die Form auch einfetten.
- In einer mittleren Schüssel die Sojamilch und den Apfelessig vermischen. Beiseite stellen, damit die Milch gerinnen kann (das ist der Ersatz für Buttermilch)
- In einer größeren Schüssel Mehl, Backpulver, Natron (Backsoda) und Salz vermischen. Beiseite stellen.
- Nun Zucker, Öl, Zitronenschale zur Sojamilch-Mischung geben und alles gut verrühren.
- Rühre nun die trockenen Zutaten mit einem Löffel unter die Flüssigkeit, bis sie gut eingearbeitet sind. Mische nicht zu viel, ein paar Mehlklümpchen sind völlig okay.
- Gib den Teig mit einem Löffel in die Muffinförmchen **(Affiliate Link) und fülle jedes Förmchen etwa ¾ voll.
- 20-25 Minuten backen, bis ein Holzstäbchen in der Mitte sauber herauskommt.
- Lasse die Muffins nur kurz in der Muffinform auskühlen, da es in den Formen durch die Hitze feucht wird.
- Für den Zuckerguss verrühre einfach die Zutaten und streiche den Guss auf die Muffins.
- Tipp: wenn du den Guss auf die warmen Muffins streicht, wird er eher dünn und durchsichtig. Wenn du ihn auf die abgekühlten Muffins gibst, wird er weißer und dicker
Marsha, ehrlich , Du bist einmalig und schreibst alles offen und von Herzen, so , wie es bei Euch gelaufen ist,- herrlich ehrlich ….. vll. solltest Du mal in Erwägung ziehen, zu dem Thema ein Buch zu schreiben , bestimmt könnten damit viele in Deiner Generation was anfangen und umdenken…..
….wünsch’ Dir weiter viel Erfolg ! ! ! Katharina
:-))
Katharina
Dankeschön, liebe Katharina! Das freut mich ehrlich sehr! Ich hatte die Idee, eine Serie zum Thema “vegan/weniger tierische Produkte” zu machen. Mal gucken 😅
Ganz liebe Grüße von Marsha
SPITZE, VIELE IDEEN UND ERFOLGE FZR DEIN TUN ! ! !