Man kann ja noch so oft gesagt bekommen, wie toll und einfach es ist, sich vegan zu ernähren. Aber wenn man dann den Kindern das tolle, einfache vegane Rezept vor die Nase stellt und lange Gesichter und gerümpfte Nasen zum Dank bekommt…
Na ja, sagen wir mal so: In der Theorie ist die Idee der komplett in Leinen gekleideten Familie, die zusammen Salat pflückt und glücklich zu verträumter Hintergrundmusik durch den Matsch hüpft ja ganz nett. Aber an der Umsetzung hapert es dann doch an der einen oder anderen Stelle. Da müssen alltagstaugliche Tipps und vor allem ein paar familientaugliche Rezepte her!
Warum sind Kinder wählerische Esser?
Du kannst dich wahrscheinlich selber noch gut erinnern, welche Zutat deine Kindheit lang dein Erzfeind war. Besonders unbeliebt sind ja so Sachen, wie Pilze, Kümmel, Paprika oder Spinat.
Meine Tochter konnte zum Beispiel lange keine Hülsenfrüchte oder Tofu ausstehen. Aubergine ist auch äußerst unbeliebt. Meinem Sohn braucht man keine Champignons oder gekochte Tomaten vorsetzen. Aber warum sind besonders Kinder so wählerisch, wenn es um die Speisegestaltung geht?
Theorie 1: Neophobie
Laut der Wissenschaft ist das ein evolutionärer Schutzfaktor, der uns mit einer Grundangst vor allem Neuen auf die Welt kommen lässt. Der schlägt nicht nur bei der seltsamen Fortbewegungsart von Spinnen an, sondern auch bei Lebensmitteln mit strengen Geschmäcken oder in grellen Farben wie rote Paprika oder grüner Spinat.
Theorie 2: Autonomiestreben
Kinder möchten Selbstständigkeit erfahren, sich von den Eltern unterscheiden und eigene Entscheidungen treffen. Sich gegen die Ratschläge und Essensvorgaben der Eltern zu stemmen, ist da nur eine relativ harmlose Ausdrucksweise.
Theorie 3: Kleine Feinschmecker
Andererseits kann das wählerische Essverhalten auch einfach ein Ausdruck von Genuss sein. Schokolade, Käse und Weizen lösen in unserem Hirn Prozesse aus, die das Glückshormon Dopamin ausschütten und laut Studien regelrecht süchtig machen können.
Bestechungen, Frust und Streit am Essenstisch
“Wenn du den Brokkoli nicht aufisst, gibt es heute keinen Nachtisch!”
Dieser Satz kommt dem ein oder anderen vielleicht ein bisschen zu bekannt vor. Wenn es nicht jeden Tag Nudeln mit Tomatensoße geben soll, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass mindestens einer oder eine nicht glücklich ist mit dem, was auf dem Teller landet. Dann kann es schnell mal sein, dass Hunger, Frust und Verzweiflung den Geduldsfaden reißen lassen. Schließlich hat man doch nur das Beste aller im Sinne gehabt.
Kochen für die Familie ist oft nicht leicht. Ganz egal, ob vegan oder nicht. Aber um dem Teufelskreis von Frust, Verzweiflung und Hunger zu entkommen, helfen Bestechungen kein bisschen. Diese Erziehungsmethode ist in etwa so veraltet wie die Meinung, ohne Fleisch könne man keine Muskeln aufbauen.
Änderungen von Routinen benötigen Zeit – auch am Familienesstisch
Egal, ob du anfangen möchtest regelmäßig laufen zu gehen oder den Speiseplan einer Großfamilie umstellen möchtest. Mit Frust und Druck wird niemand glücklich.
Wer sich längerfristigen Frieden am Esstisch wünscht, braucht Geduld, Verständnis und Positivität. Wir Eltern sind Vorbilder. Wenn wir unseren Kindern etwas ohne Zwang vorleben, sie mit einbeziehen und ihre Kritik ernst nehmen, kommen wir viel weiter als mit Schimpfen, Bestechung und Bestrafung.
Vegan Kochen in der Familie bedeutet Aufklärung und Entscheidungsfreiheit
Für mich kam die Umstellung auf vegane Ernährung quasi über Nacht. Und ich kann es mir gar nicht mehr anders vorstellen. Aber nur weil es meine Überzeugung ist, muss ich sie nicht jedem aufzwingen. Jeder kann für sich selbst entscheiden, wie viel und wie schnell er den Prozess durchlaufen möchte.
Als meine Kinder Interesse zeigten und ich sie für alt genug befand, habe ich ihnen ein Video gezeigt, in dem sachlich gezeigt wurde, wie die tierischen Produkte aus unserem Supermarkt entstehen. Danach war es an ihnen zu entscheiden, welche und wie viele tierische Erzeugnisse sie noch essen möchten und das fiel bei beiden Kindern sehr unterschiedlich aus.
Tipps und Tricks für den Umgang mit wählerischen Essern
Wenn du aber nicht jedes Essen auf das Entscheidungsvermögen deiner Kinder setzen möchtest, habe ich hier ein paar Tipps, die den Umgang mit wählerischen Essern erleichtern:
Tipp 1: Positivität!
“In dieser Möhre sind viele Vitamine, die deinem Körper helfen, scharf zu sehen und Bakterien und Viren abzuwehren!” Wenn du die kritischen Lebensmittel mit ihren positiven Eigenschaften verknüpfst, stehen die Chancen besser, dass sie auch problemloser gegessen werden.
Tipp 2: Separate Zubereitung
Das mag nicht bei jeder Speise möglich sein, aber wenn es möglich ist, kannst du jeden für sich selbst seinen Teller zusammenstellen lassen. Das funktioniert zum Beispiel super bei der leckeren Kartoffelbowl mit Pesto und Tofu. Wenn ich ein Gemüsecurry mache, bereite ich immer Kichererbsen oder Bohnen separat zu, damit ich mehr Eiweiß in meiner Mahlzeit habe. Ich nehme etwas von der Sauce des Curries ab und wärme die Kichererbsen darin auf. Mein Mann, mein Sohn und ich nehmen das dann noch zum Gemüsecurry dazu, meine Tochter isst nur das Curry.
Tipp 3: Kleinschneiden oder Pürieren
Mein Sohn mag Zwiebeln nicht. Wenn ich sie aber ganz klein schneide, anbrate oder püriere, isst er sie gern mit. Den Extraschritt in der Küche mache ich ihm zuliebe gern. Oder ich nutze Tipp 4.
Tipp 4: Herauspulen lassen
Die einfachste Variante ist es wohl, die ungeliebten Zutaten groß zu lassen. Dann kann sich jeder das heraussammeln, was ihm gerade nicht passt. Das klappt bei uns echt gut, auch mit den verhassten Zwiebeln.
Tipp 5: Dips für Gemüsesticks
Mit einem leckeren cremigen Tomatendip oder selbst gemachten Hummus ist das Gemüse ratzfatz verputzt. Mach doch mal Rote Beete Hummus, vielleicht ist diese schöne pinke Farbe für deine Kids spannender?
Tipp 6: Stelle einen Bezug zum Essen her
Ob es das Kaufen des frischen Salats auf dem Markt ist, das Pflücken von Kräutern im Garten oder die Zubereitung des Essens in der Küche. Mit persönlichem Bezug, ein bisschen Erde an den Knien und dem Kochlöffel hinter dem Ohr schmeckt auch dem wählerischsten Esser plötzlich, was auf dem Tisch steht. Nur die Nerven der oder des Supervisors könnten eventuell blank liegen.
Mein Fazit: Ganz im Sinne des Gelassenheitgebetes
Gib uns die Gnade, mit Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Reinhold Niebuhr
Mit Gelassenheit, Positivität und persönlicher Überzeugung ist auch vegan kochen für Familien kein Problem.
Ich liebe das Kochen und ich liebe meine Familie. Zusammen kombiniert kann es zwar schwierig werden, aber davon lasse ich mir weder die Liebe zu den einen noch zu dem anderen verderben.
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Eines meiner allerliebsten Rezepte überhaupt
Leckere italienische Antipasti vom Blech
Zutaten
- 140 ml Olivenöl
- 3 Knoblauchzehen gepresst
- 3 EL italienische Kräuter
- 1 TL Salz
- 1/4-1/2 TL Pfeffer (oder nach Geschmack)
- 2 Paprikaschoten in Streifen geschnitten
- 2 Zucchini in Scheiben geschnitten
- 2 Auberginen in Scheiben geschnitten
- 250 g Champignons geviertel
- 5 Karotten gestiftelt
- 2 EL Balsamicocreme
Zubereitung
- Putze und schneide das Gemüse und gib alles in eine große Schüssel
- Heize deine Ofen auf 200°C Umluft vor
- Rühre die ersten 5 Zutaten zu einer Marinade zusammen
- Vermenge das Gemüse mit der Marinade (das geht am besten mit den Händen) und verteile es auf 2-3 Backblechen
- Achte darauf, dass das Gemüse nebeneinander liegt und sich nicht überlappt, damit es besser und gleichmäßiger durchgart und bräunt
- Nun für 20-30 Minuten, je nach gewünschtem Bräunungsgrad, backen
- Alles in eine Schüssel mit Deckel umfüllen und die Balsamicocreme darüber verteilen